Asylarchitekturen als Verhandlungsräume: CampCities zwischen universalistischer humanitärer Ordnung und lokaler Handlungsmacht

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Solche Anlagen werden meist in kurzer Zeit aus standardisierten, vorgefertigten Elementen wie Zelten oder Containern errichtet. Sie sind gebaute Zeugnisse eines universellen Hilfsgedankens, der sich nach Abschluss der Genfer Flüchtlingskonvention 1951 etabliert hat und der Weltgemeinschaft Verantwortung für den Schutz Geflüchteter in Notsituationen überträgt, wobei geordnete und hygienische Verhältnisse gefordert sind. So entwickelte sich ein komplexes, durch internationale Spenden finanziertes Konstrukt humanitärer Hilfsorganisationen mit dem UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees) an der Spitze, das weltweit über 17 Millionen Geflüchtete mit Nahrung, Bildung und Gesundheitsleistungen versorgt.

Doch die Umsetzung humanitären Schutzes führt in derPraxis zu vielen Ambivalenzen und Problemen, diezunehmend zur Kritik auch an den verantwortlichenhumanitären Organisationen führen. Der universelleHilfsgedanke kann schnell zu einem technokratischenVersorgungsregime von „Care and Control“ umschlagen, dasnicht den spezifischen Bedürfnissen der Geflüchtetenangepasst ist. Diese Konflikte verstärken sich zumeist, je

länger die als kurzfristige Provisorien konzipierten Flüchtlingslager existieren. Für Geflüchtete selbst kann der anfangs willkommene Schutz so schnell zu einem Albtraum dauerhaften Wartens werden. Die universalistische Versorgungslogik der humanitären Hilfsorganisationen wird zunehmend als bedrückend empfunden, weil sie die individuellen Rechte und Bedürfnisse der Einzelnen einschränkt.

Auf der Suche nach Wegen aus dieser quasi vorprogrammiert erscheinenden Krise lohnt sich ein Blick in die Notaufnahmearchitekturen selbst. Schon nach kurzer Zeit initiieren Geflüchtete physische und materielle Veränderungen:

2017
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